Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher by Fabian Lenk

Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher by Fabian Lenk

Autor:Fabian Lenk [Lenk, Fabian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-07T05:00:00+00:00


Der Augur

»Wie sehe ich aus?«, fragte Regina.

»Blendend«, erwiderte Kim, die den Spiegel so hielt,

dass Regina ihre Haarpracht von hinten sehen konnte.

Eine Stunde lang hatte Kim ihrer Herrin die Haare geflochten und sie mit Schmucknadeln und Blumen verziert. Besonders hübsch wirkten die zarten Löckchen, die

in Reginas Stirn fielen.

»Na ja, ich weiß nicht so recht, etwas brav vielleicht,

schrecklich langweilig«, urteilte Regina mit verkniffenem Mund. Ihre Lippen waren dezent geschminkt. »Wie

eine liebe Pupa!«

»Du siehst wirklich gut aus!«, betonte Kim noch

einmal.

Regina fuhr herum und sah Kim aufgebracht an.

»Wer sagt denn, dass ich gut aussehen will?«

Kim hob die Schultern. Sie sah zu Kija hinunter, die

die Szene mit großen Augen verfolgte.

»Mein Vater will, dass ich heute besonders hübsch aussehe«, sagte Regina düster. »Ich soll auf seine Gäste Eindruck machen, beim Jupiter. Ich bin doch auch nur Dekoration in diesem reichen, traurigen Haus. Und jetzt

geh in die Küche und mach dich dort nützlich!« Dort herrschte große Hektik. Die letzten Vorbereitungen für das große Mahl wurden getroffen. Blandinia

führte ein hartes Regiment und schaute dem Koch immer wieder auf die Finger. Stumm half Kim mit, während sich Kija über ein paar Fischreste im Abfall hermachte. Der fette Kater Brutus versuchte Kija mit einem

bedrohlichen Fauchen zu vertreiben. Doch er konnte

Kija damit nicht beeindrucken.

Kurz darauf hörte Kim, wie ein Sklave die ersten

Gäste ankündigte, indem er ihre Namen laut ausrief.

Der Koch klatschte in die Hände. Das war das Zeichen,

dass die Diener den ersten Gang auftragen durften. Mit

einem Tablett beladen betrat Kim das Triclinium. Neben

der Tür stand Regina wie ein hübscher, aber weitgehend

unbeachteter Einrichtungsgegenstand. Von Blandinia

war überhaupt nichts zu sehen. Offenbar hatte sich ihre

Beteiligung an diesem Fest in den Vorbereitungen erschöpft.

Mehrere Männer, darunter auch der Hausherr Marcus, lagen auf den Speisesofas. Sie hatten ihre Köpfe mit

Kränzen geschmückt.

Kim reichte Gläser mit Wein und Honig herum.

Dann stand Marcus auf und brachte einen Trinkspruch

aus. Kim huschte in die Küche zurück und trug Schalen

mit eingelegten Austern herein. Dabei beobachtete sie

heimlich Marcus’ Gäste. Es waren augenscheinlich reiche Römer, die eine wichtige gesellschaftliche Stellung

innehatten. Kim sperrte die Ohren auf, aber Marcus und

seine Gäste sprachen nur über belanglose Themen wie

Theateraufführungen und Steuerpolitik.

Das Essen zog sich hin und artete immer mehr in ein

Gelage aus. Kim war überrascht, mit welcher Geschwindigkeit die Patrizier den süßen, schweren Wein tranken.

Regina hatte sich längst zurückziehen dürfen, doch Kim

flitzte unentwegt zwischen Küche und Triclinium hin und

her. Als zweiter Gang wurden gefüllte Haselmäuse und –

als besondere Attraktion – gebratener Strauß serviert. Nur einmal legten die Männer während dieser Völlerei eine kurze Pause ein: Sie gingen ins Atrium und

brachten den Laren ein Opfer dar. Das Ganze dauerte

nicht länger als zwei Minuten, dann wurde weitergefeiert. Nachdem die Diener feinste Eierkuchen mit Pinienkernen und Nüssen als Nachtisch gereicht hatten,

traten Musiker und leicht bekleidete Tänzerinnen auf.

Die Stimmung unter den Männern wurde noch ausgelassener.

Kim war dazu übergegangen, ganze Krüge mit Wein

hereinzubringen, dann brauchte sie nicht wegen eines

einzelnen Glases zu rennen. Inzwischen ging es auf

Mitternacht zu. Kim fürchtete, dass die fröhliche Runde heute wohl nichts Wichtiges mehr besprechen würde.

Mein Verdacht war anscheinend ganz unbegründet.

Die Männer scheinen völlig harmlos zu sein, dachte das

Mädchen müde. Hoffentlich haben Leon und Julian

mehr Erfolg als ich.



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